Karpfhamer Fest 2014

Das urwüchsige Volksfest mit seiner gigantischen Landwirtschafts-ausstellung zog auch heuer wieder rund 400.000 Besucher an –
Für Schausteller einer der besten Plätze in Bayern

Von Niko Schuller

Fes2372x48Der ganz spezielle ländliche Charakter, in dem sich Tradition und Moderne verbinden, kennzeichnet seit Jahrzehnten das Karpfhamer Fest in Niederbayern (28. August bis 2. September), zu dem alljährlich rund 400.000 Besucher kommen, obwohl der Ort Karpfham nur 500 Einwohner zählt. Auch heuer wieder – trotz des sehr gemischten Wetters mit stundenweisem Regen an den meisten Spieltagen – wurde die Veranstaltung ihrem Ruf als urwüchsiges Volksfest wieder gerecht. Mit der Rottal-Schau – einer gigantischen Ausstellung moderner Landtechnik – bietet Karpfham alljährlich einen speziellen Anziehungspunkt für Landwirte aus einem großen Einzugsgebiet Südbayerns, ganz Österreich und seit kurzem sogar dem westlichen Tschechien. Schausteller, Aussteller und Festwirte zeigten sich zufrieden.

Karpfham (Landkreis Passau) liegt im Rottal, in der Mitte des niederbayerischen Bäderdreiecks Bad Birnbach, Bad Griesbach und Bad Füssing und ist weithin für sein Volksfest bekannt, das als größtes bayerisch-österreichisches Landwirtschafts- und Familienfest gilt. Rund ein Drittel aller Besucher kommt aus dem benachbarten Österreich, berichtete Platzmeister Manfred Freudenstein.

Die richtige Mischung. Für den Vergnügungspark an 500 Frontmetern wurden 30 Beschicker aus etwa 180 Bewerbungen ausgewählt. Dazu kommen noch weitere Schausteller, die auf dem benachbarten Privatgelände der Firma Haslinger spielen, das nicht vom Karpfhamer Festverein organisiert wird und rund 500 Aussteller aus 800 Bewerbern ausgewählt. „Wir versuchen alljährlich einen interessanten Vergnügungspark zu bieten, in dem keine Schaustellersparte überbesetzt ist, denn jeder Beschicker soll bei uns sein Geschäft machen und zufrieden mit dem Wunsch nach einem Wiederkommen abbauen können“, stellte Platzmeister Manfred Freudenstein fest. In diesem Zusammenhang weist er auch darauf hin, dass die Platzgelder, laut Aussage der Beschicker, im akzeptablen Rahmen liegen. Es habe auch noch nie Diskussionen über die Höhe gegeben, fügte er hinzu und verweist darauf, das Hauptgeschäft für den Verein „Karpfhamer Fest“ bilde die Landwirtschaftsmesse „Rottalschau“, zu der jedoch der Vergnügungspark mit den Bierzelten einen wesentlichen und unverzichtbaren Beitrag leiste. „Wir versuchen immer den Wünschen der Schausteller gerecht zu werden, ihnen in vielfältiger Weise entgegen zu kommen, denn sie liefern das, was das Karpfhamer Fest zum wirklichen Volksfest macht.“

Neben vielen Stammbeschickern hält Manfred Freudenstein immer nach Neuheiten Ausschau und wechselt rund ein Drittel der Geschäfte im Vergnügungspark in regelmäßigem Turnus aus, damit der Platz immer ein anderes Bild bietet und bei den Besuchern keine Langeweile aufkommt. Die große Zahl der Bewerbungen für die rund 30 Plätze im Vergnügungspark zeige auf, dass Karpfham zu den geschäftlich besten Plätzen in Bayern zähle, fügt er hinzu. Als besonders erfreulich wird von den Beschickern auch immer wieder das gute Publikum auf dem Karpfhamer Platz herausgestellt. So gab es auch in diesem Jahr keine nennenswerten unangenehmen Ereignisse oder gar schwere Delikte, Aufbau und Spielbetrieb verliefen ebenso unfallfrei.

Als Neuheit für Karpfham spielte heuer „Avenger“ (Holzem & Söhne) und der kleine „Flohcircus“ (Birk). Erstmals stand der Autoscooter von Sonntag auf dem Platz. Weitere Geschäfte, wie das Riesenrad „Golden Wheel“ (Thorben Jost), „Feuer und Eis“ (Michael Courtney), Kettenkarussell (Hans Kalb), „G-Force“ (Kollmann GmbH), „Atlantis“ (Drelischek), „Fahrt zur Hölle“ (Dom-Jollberg), „Musik Express (Zehle GmbH), „Magic Hollywood“ (Eugen Neigert), „Schiffschaukel“ (Xaver Nagelschmid) und der „Hammer“ (Peter Sachs) sowie die Kinder-Attraktionen „Crazy Time“ (Toni Thoma), „Traumflug“ (Eduard Wentzl), ergänzten zusammen mit Schießbuden, Verlosungen und anderen traditionellen Spielgeschäften den Vergnügungspark.

Das Karpfhamer Fest ist zweigeteilt: Direkt neben dem traditionellen Fest betreibt die Firma Hasslinger als ein Grundstückseigentümer, der nicht dem Festverein angehört, seit etwa 20 Jahren einen eigenen Vergnügungspark mit zwei Bierzelten und kleiner Verbraucheraussstellung. Er profitiert von dem guten Ruf des traditionsreichen Volksfestes, das der Verein „Karpfhamer Fest“ in jahrzehntelangem Engagement erarbeitet hat. Dort spielten: „Star Dancer“ (Störzer), „Eclipse“ (Korten), „Around the World“ (van der Beek-Dauphin), „Power cars“ (Thalkofer) und der Babyflug „Bruchpilot.“

Blasmusik und Showkapellen. Sechs Bierzelte – in Karpfham traditionell „Hütten“ genannt – mit einer Kapazität von insgesamt 20.000 Sitzplätzen, die von regionalen Brauereien beliefert werden, zählten neben dem Vergnügungspark und der Landwirtschaftsausstellung zu den Hauptattraktionen des Karpfhamer Festes. Die Gäste haben die Wahl zwischen Zelten, in denen Showkapellen moderne Rhythmen präsentieren oder einem gemäßigten Musikprogramm von Blaskapellen für das Familienpublikum. Insgesamt sorgten rund 50 unterschiedliche Musikkapellen für den harmonischen Ton der guten Unterhaltung.

Für die Festwirte verlief das Geschäft wieder glänzend, bei täglich voll besetzten Hütten. Dennoch mussten nicht, wie anderswo, die Bierzelte wegen Überfüllung geschlossen werden, weil sich die Leute vernünftig verhalten und einfach eine andere Hütte aussuchen. Aufgrund der in allen Festzelten geltenden einheitlichen Bier- und Essensmarken ist dies problemlos möglich. Ebenso sind in Karpfham Tischreservierungen ohne Vorkasse möglich.

Ein guter Platz für Schausteller. Das schon während des Aufbaus regnerische Wetter setzte sich an fast allen Spieltagen mit zeitweisen Regenschauern fort, was sich aber auf die Besucherzahl nicht ausgewirkt hat, aber zu Problemen mit den in den Wiesen total vermatschten Parkplätzen führte. Trotz der sehr schwierigen Situation seien aber alle Schwierigkeiten bewältigt worden, berichtet der Platzmeister.

Die Schausteller, insbesondere jene mit offenen Geschäften, mussten aufgrund des Regens zwar Umsatzeinbußen in Kauf nehmen, die sie nicht mehr aufholen konnten. Aufgrund der hohen Besucherzahl konnten sie jedoch insgesamt gute Geschäfte melden. „Insbesondere die Besucher aus der Landwirtschaft finden aufgrund der nassen Witterung mehr Zeit für Besuche des Karpfhamer Festes“, meinte Manfred Freudenstein.

Eine der Hauptattraktionen des Karpfhamer Festes ist die „Rottal-Schau“– nach Aussage des Vereins „Karpfhamer Fest“ – größte Ausstellung für Landtechnik in Süddeutschland, mit insgesamt 52.000 m² Fläche und freiem Eintritt. Dort zeigten 500 Aussteller, die aus 700 Bewerbern ausgewählt wurden, Bewährtes und Neues für die Landwirtschaft und ergänzend dazu eine Gewerbe und Verbraucherausstellung. Bei freiem Eintritt zieht die Rottal-Schau alljährlich Interessenten aus einem Umkreis von rund 400 km an. Die Aussteller berichteten durchweg von hohen Umsätzen, insbesondere im Bereich des Warenhandels. Bei den großen landwirtschaftlichen Investitionsgütern rechnen die meisten, wie alljährlich, mit einem stabilen Nachmesse-Geschäft.

Interessantes Rahmenprogramm. Zur Eröffnung am Donnerstagabend mit Ehrengästen – darunter der Bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner und dem Fassanstich durch Bürgermeister Jürgen Fundke aus Bad Griesbach im Festzelt „Holzhamer Hütte“ brachten die Musikkapellen und das Freibier die Gäste in Stimmung. Am Freitag eröffnete Landrat Franz Meyer die Rottal-Schau. Ein Standkonzert aller Festkapellen und der Festzug der Wirte, Musikkapellen, Brauereigespannen, Trachten- und Goldhaubengruppen mit rund 1000 Teilnehmern durch das Dorf auf den Platz bildeten den Abschluss der Eröffnung. Am Sonntag wurde in der Poighamer Hütte ein Festgottesdienst gefeiert. Politiker sind in Karpfham nicht nur bei der Eröffnung zu Gast, sondern traditionell auch bei der Bauernkundgebung des VLF Rotthalmünster mit der Bundes-Landwirtschaftsminister Christian Schmidt in der Afhamer Hütte. Das Schlepper-Geschicklichkeitsfahren bildete die Ausscheidung für den Landeswettbewerb in dieser Sparte.

Traditionelle Pferdeschauen. Die Pferdezucht hatte im Rottal früher große Bedeutung, das Karpfhamer Fest knüpft an diese Tradition mit einer Stutenschau des Pferdezucht-Verbands Niederbayern-Oberpfalz an. Der weit über die Grenzen Bayerns hinaus berühmte Rottaler Zehnerzug, der in raschem Tempo eine große Kutsche über den Turnierplatz zieht, beeindruckte ebenso wie die Reit- und Springturniere. Zum Abschluss des Festes wurde ein großes Feuerwerk in den Rottaler Himmel geschossen.

Veranstalter des Karpfhamer Festes ist ein Zusammenschluss der Grundstückseigentümer des Festplatzes und der Wirte in einem Verein. Vorsitzender ist Sebastian Winbeck, Geschäftsführer Gottfried Koppelstätter. Der Festausschuss mietet den Festplatz und vergibt die Zulassungen. Alle erwirtschafteten Überschüsse werden in die Ausstattung des Festplatzes, das Veranstaltungsprogramm und die Werbung in allen Medien investiert – unter anderem in der gesamten österreichischen Landwirtschafts-Fachpresse - berichtet Platzmeister Manfred Freudenstein.

1840: Geldbeutel-Diebstahl. Das Karpfhamer Fest geht zurück auf einen von Heinrich dem Löwen 1162 in Karpfham durchgeführten Gerichtstag aus dem sich später eine Pferdeschau mit Dultbetrieb entwickelte. Das erste schriftliches Zeugnis über das Karpfhamer Fest stammt aus dem Tagebuch eines Bauern, dem 1840 dort sein Geldbeutel gestohlen wurde. Seither besteht das Karpfhamer Volksfest, dem um 1970 die Landwirtschaftsausstellung angegliedert wurde. (Foto: nic)

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