Absage für Stuttgarter Frühlingsfest

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Hoffnungsschimmer für Ersatzveranstaltung

Zunächst ein paar Zeilen zur Entwicklung von „Europas größtem Frühlingsfest“ so der Slogan auf der Webseite. Noch bis Ende der sechziger Jahre belegte die Auftaktveranstaltung auf dem Wasengelände der Landeshauptstadt gerade mal ein Drittel der Fläche des großen Bruders im Herbst dem „Cannstatter Volksfest“. Für die meisten der damals fast ausschließlich einheimischen Beschickermarkierte das Frühlingsfest den Saisonstart und somit die erste wichtige Verdienstmöglichkeit nach der langen Winterpause. Anfang der Siebziger begann mit einer neuen Rundlaufgestaltung die kontinuierliche Erweiterung zur mittlerweile weit mehr als doppelten Größe, die Beschickerzahl wuchs von knapp über 100 auf gegenwärtig 240 Schausteller und Markthändler und die Spielzeit wurde von zehn auf zunächst 16 und seit etlichen Jahren auf 23 Tage ausgedehnt. Auch Großanlagen kommen zum Frühlingsfest, die im Herbst aufgrund der Überschneidung von Oktoberfest und Cannstatter Volksfest, stets in München anzutreffen sind oder waren, wie beispielsweise Fünfer-Looping, Euro-Star, Höllenblitz und Alpina-Bahn (Ausnahme 2019). Die Besucherzahl kann sich sehen lassen. Laut Veranstalter lag sie beim 80. Jubiläumsfest im Jahre 2018 bei 1,6 Millionen Besucher. Feierlicher Fassanstich zur Eröffnung, Feuerwerk und Familientage gehören u. a. zum obligatorischen Rahmenprogramm. Das Schattendasein im Vergleich zum großen Bruder ist schon lange abgelegt. Doch es verkörpert nach wie vor immer noch das etwas „Gemütlichere“ der beiden Stuttgarter Volksfeste, das vor allem vom Familienpublikum sehr geschätzt wird.Mit der Absage im März letzten Jahres ist das Frühlingsfest als eines der ersten Großevents der sich abzeichnenden Corona-Pandemie zum Opfer gefallen dem gnadenlosen Schicksal, das in Folge alle Veranstaltungen gleichermaßen getroffen hat. Auch keine Ersatzveranstaltung (Pop-up-Vergnügungspark) fand im Jahresverlauf auf dem Festgelände statt. Für dieses Jahr war die Spielzeit vom 17. April bis 9. Mai angesetzt gewesen.

Zur aktuellen Situation: Am 11. März haben sich der im November neu gewählte Stuttgarter Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper, Bürgermeister Thomas Fuhrmann, Andreas Kroll (Geschäftsführer der zuständigen Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart) sowie die beiden Chefs der Regionalverbände Mark Roschmann (Schaustellerverband Südwest Stuttgart e.V.), Werner Burgmeier (Landesverband Schausteller und Marktkaufleute Baden-Württemberg e.V.), DSB-Vizepräsident Kevin Kratzsch und weitere Kollegen zu einem Gespräch getroffen, um die momentane Situation und das weitere Vorgehen zu erörtern. Bereits zu diesem Zeitpunkt war zu erwarten, dass das Frühlingsfest aufgrund der derzeitigen Entwicklung auch in diesem Jahr nicht stattfinden kann. Jedoch ist die Stadt, insbesondere Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper, an der Durchführung einer Ersatzveranstaltung, beispielsweise in Form eines „Frühlingsfestes light“ (Vergnügungspark mit Biergärten) eventuell im Frühsommer, sehr interessiert und will die Möglichkeit unter Berücksichtigung aller Auflagen wie Einzäunung, Teststationen, Hygienemaßnahmen, maximale Besucherzahlen und nicht zuletzt der Kostenfrage prüfen lassen. Sofern sich dafür zu Große Hürden auftun, steht als weiterer Vorschlag eine Belegung mit Schaustellerbetrieben (auch Fahrgeschäfte) in der Innenstadt im Raume. Die endgültige Absage erfolgte am 19. März durch den Wirtschaftsausschuss von Stuttgart als dem zuständigem Gremium. Allerdings will die Stadt noch im April gemeinsam mit Schaustellern und Festwirten nach einer Lösung entsprechend den genannten Vorschlägen suchen. Dies wurde anschließend in einem kurzen Bericht des Südwestrundfunks der Öffentlichkeit bekannt gegeben. Mark Roschmann hat dabei die existenzbedrohliche Lage der Schausteller nochmals deutlich zum Ausdruck gebracht. Andreas Kroll bezifferte den durch die Absage entstehenden Gesamtschaden inklusive nicht gebuchter Hotelzimmer und Ausfälle für den Einzelhandel auf rund 100 Millionen Euro. Bleibt zu hoffen, dass in den nächsten Wochen eine machbare und für alle Beteiligten akzeptable Lösung gefunden wird. Letztendlich ist die weitere Corona-Entwicklung in Verbindung mit dem momentan leider noch sehr schleppenden Impftempo ausschlaggebend. Noch eine Bemerkung am Rande: Dr. Nopper bezeichnet sich selbst als großen Volksfestfan. Familie Roschmann kennt er über dies seit vielen Jahren aus seiner vorherigen Amtszeit als Oberbürgermeister der Stadt Backnang. Das dortige Straßenfest und Jahreshighlight wurde vor über 50 Jahren von der Schaustellerfamilie Roschmann mitbegründet und die Organisation des Vergnügungsparks liegt bis heute in deren Händen.

Text: Klaus Straßer

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