Die 684. Soester Allerheiligenkirmes
Besuchermassen und volle Kassen
„Mein Gott, ist das voll hier!“, haben nicht wenige gedacht und so oder so ähnlich auch artikuliert. Die Soester Allerheiligenkirmes war und ist schon immer das furiose Finale der Kirmessaison gewesen, wenngleich es auch noch ein, zwei Kirmessen gibt, die im Jahreskalender noch folgen. Diesmal jedoch kam es besonders am Samstagabend für Stunden zu Stockungen der Besuchermassen, sodass Ortskundige in die kleinsten Gassen abbogen, einige Besucher wieder kehrtmachten und Menschen vom Fach grübelten, ob die Kirmes hier oder da nicht doch noch mehr entzerrt werden müsse, um ein Unglück zu verhindern.
Vor allem auf den ersten Metern der Nötten-Brüder-Wallstraße ging für einige Zeit nichts mehr. Allzu viele Menschen bewegten sich aus dem Zentrum heraus, um auch diesen Bereich der Kirmes zu entdecken und immer wieder kamen Menschen am Bahnhof an und machten sich auf den Weg in Richtung Innenstadt. Ob in Richtung Bunker oder zum Bahnhof oder in die Brüderstraße (Fußgängerzone), überall dasselbe Bild: Menschen, Menschen, Menschen. Selbst dem Berichterstatter, der Menschenmassen zugegebenermaßen liebt, war dies zu viel und bog ortskundig in die kleinsten Seitengassen ab, in denen zwar ebenfalls überdurchschnittlich viele Personen unterwegs waren, aber man sich wenigstens noch nach dem eigenen Willen bewegen konnte und nicht einfach nur in irgendeine Richtung geschoben wurde oder gar stillstand. Im Gespräch mit Marktmeistern anderer Events (man trifft in Soest doch immer wieder etliche Veranstalter aus allen Teilen Deutschlands) wurde ihrerseits davor gewarnt, dass vor allem dort, womöglich auch an anderen Stellen, die Allerheiligenkirmes doch noch ein wenig mehr entzerrt werden müsse. Zumindest in diesem Abschnitt standen die Menschen einfach, ohne auch nur einen Schritt vorwärtszukommen. Im Falle eines Unfalls, eines Aggressors, einer Panik könnte Schlimmstes passieren. Ist das Schwarzseherei oder angebrachte Kritik? Im Gespräch mit dem Soester Marktmeister Klaus Matteikat, der anerkanntermaßen wahrhaftig ein Markt-“Meister“ ist, versicherte dieser, dass Ordnungsdienste, das THW und die Polizei die Situation ununterbrochen im Blick hatten und man im Notfall hätte eingreifen können. Zudem kennen die Soester ihre vielen kleinen Gassen, in die abgebogen werden könnte und für Auswärtige sind mehrere Notausgangsschilder angebracht worden. Außerdem sei zu berücksichtigen, dass die Kirmes erst vor wenigen Jahren an mehreren Stellen entzerrt wurde und man im Rathaus in Fachsitzungen genaue Analysen durchgeführt habe, dass es zwar zu Engpässen kommen könne, man aber alle erdenklichen Szenarien durchgespielt habe und die Kirmes als sicher beurteilt. Ein nicht geringer Prozentsatz der Besucher liebe die Kirmes auch genau deswegen, weil es ab und zu mal richtig voll ist und es kein vor und zurück gibt – das war vor 2010 noch an einigen Stellen mehr der Fall gewesen. Es seien ja nur einige wenige Minuten, in denen es tatsächlich richtig eng würde. Man schaue sich aber die Engstellen immer wieder genau an, um sie neu zu beurteilen und gegebenenfalls zu handeln.
Nach Ansicht des Schreibers sollte zumindest das Nadelöhr am oberen Ende der Nötten-Brüder-Wallstraße überdacht werden und dort ein oder zwei Reihengeschäfte entfernt werden und weitere Notausgangschilder aufgestellt werden. Hier kamen nicht bei wenigen Menschen Beklemmungen auf und da sollte das Unsicherheitsgefühl in ein Sicherheitsgefühl gewandelt werden.
Es stellt sich natürlich die Frage, wie es so (gefühlt?) überdurchschnittlich voll werden konnte. Die Werbung zur Soester Allerheiligenkirmes ist schlicht grandios. Man kann die Großplakate in den Städten der umliegenden 50 Kilometern nicht übersehen, im Internet sind zahllose Berichte, Fotos und Videos zu finden, im Radio wurde über die Kirmes gesprochen, ja es gab sogar Live-Grüße aus Karussells an den Sender 1Live, im Vorfeld wurde der Soester Kirmesfilm aus 2019 noch einmal im Fernsehen gezeigt und am Freitagabend gab es eine einstündige Liveschaltung des WDR mit unserem Reporter vor Ort. Mehr ging nun wirklich nicht und so platzte das schöne Soest aus allen Nähten. Freitag, Samstag und Sonntag riegelten Ordner die Zufahrt in die Stadt bereits ab dem Wall ab, sodass nur Anwohner ins Zentrum Soests mit dem Auto gelangen konnten, alle anderen mussten laufen – da die Kirmes an sich schon sehr weit auseinandergezogen ist, waren es wahre Fußmärsche, die es zu absolvieren galt.
Aber es hatte sich – wie immer – gelohnt. Die Soester Allerheiligenkirmes könnte auch als Aushängeschild aller Kirmessen gelten. Eine Schönere gibt es wohl kaum. Überall gibt es etwas zu entdecken: Neues, ungewöhnliches, beeindruckendes. Ausgelassene Stimmung in den Bars und Kneipen, in den Parks und Hinterhöfen, in den Straßen, in den Gassen und in den Bahnen und Karussells.
Wie toll eine Eröffnung auch ohne Festzelt funktionieren kann (diesmal hatte es zwar kein „Corona-Verbot“ gegeben, jedoch sagte der Festzeltbetreiber aus personellen Gründen ab), wurde an Schneider-Krauses „Musik Express“ gezeigt. Eine Besonderheit dieser Berg- und Talbahn wurde für eine wahre Show zunutze gemacht, und zwar setzten sich die „Stargäste“ (Bürgermeister Eckhard Ruthemeyer, DSB Präsident Albert Ritter und Jägerken Markus Ende) im Tunnel für die Kirmesgäste nicht einsehbar in einen Wagen und wurden dann ganz langsam ins Tageslicht bewegt, wo sie dann mit Radio- und Fernsehmoderation in Empfang genommen wurden und kräftigen Applaus ernteten. Als Ritter den symbolischen Schlüssel der Stadt übernahm, wurde das Klatschen fast ekstatisch und als das alte Jägerken aus seinem Amt entlassen wurde, wurde in der Menge ein Schild hochgehalten mit dem nicht ganz ernst zu nehmenden Spruch: „Christoph, ich will ein Kind von Dir!“ In Soest hat man auch Humor!
Gleich nachdem Bürgermeister Ruthemeyer zur Tat schritt, beherzt mit dem Hammer zuschlug, dann frisches Warsteiner aus dem Zapfhahn floss und die 684. Allerheiligenkirmes für eröffnet erklärt wurde, wurden die Plätze in den Fahrgeschäften besetzt. Die Soester sind einfach kirmesverrückt und so mussten sämtliche Attraktionen augenblicklich ausprobiert werden.
Hier auf dem Marktplatz gastierten nebst der genannten Mack-Bahn und einem Babyflug zwei der beiden großen Geschäfte aus dem Hause Markmann. Gegenüber pendelte die mit neuem Licht bestückte, ungeheuerliche Schaukel „Nessy“ und ein paar Meter zur Seite bewegten sich die 24 Gondeln des „Hexentanz“ in der namentlichen Art. Sehr schön anzusehen waren die neuen Schilder mit den Worten: „Achtung Hexen im Tiefflug“.
Am Rande des Marktplatzes, in der Marktstraße gibt einen kleinen „Problemplatz“. Hier ist nur eine sehr kleine Freifläche vorhanden, sodass hier entweder nur ein Fahrgeschäft mit geringer Tiefe (in der Vergangenheit oftmals verschiedene KMG-Speeds), oder ein kompaktes Laufgeschäft positioniert werden kann. Die propellerartigen Geschäfte laufen hier sehr gut; die Belustigungsanlagen jedoch hatten es oft schwer, weil sie nicht allzu gut gesehen werden und von einem Großteil der Besucher geschnitten werden. So auch Mosers erstmals zugelassene „Glasfabrik“, die an dieser Stelle einfach zu klein wirkte und im Außenbereich leider keinerlei Feuer-, Wasser- oder besonderen Lichteffekte o.ä. präsentierte, die das Publikum hätten staunen lassen. Schade – so irrten nicht allzu viele Besucher durch das Glaslabyrinth. Durch einen schmalen Durchgang ging es auf den Parkplatz Ressource, auf dem sich Pott’s historischer Jahrmarkt etabliert hat und eigentlich durchgängig Betrieb herrscht.
Auch der Soester Schweinemarkt liegt ein bisschen versteckt. Wenn hier aber ein Fahrgeschäft positioniert wird, das richtig Rambazamba macht, dann kommen die Leute auch hierhin. Wegeners „Beach Jumper“ (inzwischen unter der Regie von Dreßen) ist ein Fahrgeschäft, dass die Kirmesbesucher anzieht. Durch das Zischen der Pneumatik, das faszinierende Bild der hüpfenden Ausleger und dem Becherspiel war hier richtig was los und das an allen fünf Tagen. Statt des gewohnten Sportkarussells drehte hier diesmal ein Kinderkettenflieger.
In Sichtweite, im Kohlbrink, wippte Milz’ Scheibenwischer „Big Wave“. In diesem schmalen Gang war es besonders nach Einbruch der Dunkelheit spannend zu sehen, wie die Moving Heads, Scheinwerfer und Kappenbirnen die Pflastersteine und die Häuserwände beleuchteten.
Durch dieses Sträßchen konnte man auf den C&A Parkplatz gelangen, auf welchem jahrelang das Festzelt zur Kirmes aufgebaut wurde. Wie gesagt, gab es in diesem Jahr keines und wenn man ehrlich ist, hat es auch kaum jemand vermisst. Party wurde ja sowieso fast überall gemacht und die Eröffnung am „Musik Express“ war mindestens genauso schön, wie in einem Zelt und versprühte typischeres Soester Kirmesflair als eben eine Festhalle. Bei vielen anderen Volksfesten wäre dies anders, aber hier in Soest braucht es aus Sicht vieler Gesprächspartner und aus Sicht des ortsansässigen Reporters kein Zelt zur Kirmes.
Auf besagter Freifläche gab es ein Wiedersehen mit Lenzners „Robotix“. Die Bewegungsabläufe, die perfekt programmierte Lichtshow und das Kreischen der Insassen veranlassten allein schon vorbeischlendernde Kirmesgäste einen Stopp einzulegen. Dann aber begann die Entertainmentshow von Rekommandeur Sven Rummel. Nicht nur, dass er die Insassen während der Fahrt schreien und mitsingen ließ, nein: Er ließ sie nach der üblichen Fahrlänge kurz aussteigen, erklärte über das Mikrofon, dass nun die Situation umgedreht würde und sie nun ihn „entertainen“ würden, wodurch sich automatisch die Fahrzeit verlängern würde. Er gab ihnen ein Zeichen und die passende Musik („Der Zug hat keine Bremse“) und schon wurde eine Polonaise über das Podium des Überkopffahrgeschäftes gestartet. So etwas hatte es bis dato noch nicht auf der Soester Kirmes gegeben – was für eine Stimmung! Doch dem noch nicht genug. Bei der anschließenden Fahrt forderten die Fahrgäste natürlich ebenfalls eine Zugabe. Auch sie bekamen die Chance der selbst inszenierten Unterhaltung. Alle sollten sich in der Mitte des Fahrgeschäftes sammeln, in die Knie gehen und zum Zeitpunkt, wenn es aus den Boxen klänge, aufspringen. Das Zeichen lautete: „Humba Humba Täterä“ und schon wurde gehüpft und gesungen oder besser: gegrölt, was das Zeug hielt. Absolute Ekstase und die beste Show, die es wohl je an einem Fahrgeschäft auf der Allerheiligenkirmes gegeben hat.
Thematisch stimmig war es natürlich, dass das Laufgeschäft „Villa Wahnsinn“ von von Olnhausen gegenüber platziert wurde – wahrlich regierte der Wahnsinn auf diesem Abschnitt, zumal noch ein Ausschank mit bayerischen Bierspezialitäten zwischen den beiden Geschäften positioniert wurde und man in Soest bekanntlich gut und gerne Gerstensaft konsumiert. Die Partystimmung kam auch bei dieser Belustigungsanlage nicht zu kurz, obgleich in Summe vier Laufgeschäfte (zwei Weitere werden wir noch vorstellen) auch für eine Super-Kirmes wie Soest einfach zu viel sind. Für die Kids drehte nebenan ein „Crazy Clown“. Seit einigen Jahren muss, aufgrund von neuen Auflagen der Feuerwehr, das „Big Monster“ von Krameyer um 90 Grad gedreht aufbauen. Den Insassen ist das egal. Hauptsache „Big Monster“ fahren – das ist in Soest ein Muss!
Umso schwerer hatte es das Geschäft gegenüber. Vis a vis funktioniert ein Hochfahrgeschäft, das gesehen wird, am besten. Der mit vielen Filmen und tollen Effekten ausgestattete Simulator „Großes Kino 7D“ war an dieser Stelle nicht optimal platziert und ging zumindest an den ersten drei Tagen unter. Als es Samstag und Sonntag richtig richtig voll war, lief es zugegebenermaßen auch hier gut. Trotzdem bedauerlich für Familie Meyer, die eine weite Anreise hatte und für Soester Verhältnisse nur mittlere Einnahmen generieren konnten. Der ursprünglich auf dem Plan eingezeichnete Stellplatz wäre wirtschaftlich ganz gewiss besser gewesen. Dies sei jedoch ein Übertragungsfehler gewesen. Küchenmeisters Ausschank wäre von vorneherein an der altbekannten Stelle eingeplant gewesen und Meyers Kino eben dort, wo es auch stand. Nach Ansicht des Redakteurs sollte Meyer eine zweite Chance an anderer Stelle bekommen und dort wieder ein etwas höheres (Fahr-)Geschäft positioniert werden. Ein kleiner Kinderkettenflieger bespaßte hier die Jüngsten.
Weiter ging es mit der Saisonneuheit „Chaosfabrik“ von Familie Meyer aus Vechta. Auf den drei Etagen hatten Groß und Klein ihren Spaß, vor allem aber Schüler der Soester Gesamtschule, die vom Verfasser dieser Zeilen zu einer Backstage-Tour eingeladen wurden. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an alle Beschicker für ihre Zeit, ihre Mühen und ihre Hintergrundinformationen!
Wir gelangten nun zu dem zwischen der Stadtbücherei und dem großen Teich gelegenen Parkplatz. In aller Regel gastieren hier drei Großfahrgeschäfte – es gibt aber auch die Idee, diese große verhältnismäßig ebene Fläche einmal mit einer noch größeren Attraktion zu bebauen – mal sehen, was sich hier in der Zukunft tut.
Diesmal bestand das Trio aus Schneiders im amerikanischen Look gehaltenem Autoscooter „Highway No.1“, dem mit 80 Metern Gesamthöhe beeindruckenden Freifallturm „Skyfall“ von Goetzke und der erstmals in Soest vertretenen Achterbahn „Heidi – The Coaster“. Die Schienenkonstruktion mit den drehenden Gondeln und dem Power-Lift zählte zu den beliebtesten Neuzugängen. Gegenüber dieser „Riesen“ hatten die kleinen Kirmesbesucher die Option des Ponyreitens.
Wahlweise konnte man sich nun über die Gasse „Am Seel“ oder den „Damm“ und die „Probst Nübel Straße“ zum nächsten Großfahrgeschäft bewegen. Der Außenweg hielt noch den „Flying Airdance“ für den Nachwuchs bereit.
Zwischen Bürgerbüro, Fachwerkhaus und dem Dom konnte man hier die wahrscheinlich schönste Kettenkarussellfahrt der Saison in Wendlers „Wellenflug“ erleben. Direkt vor dem Dom folgte dann Laufgeschäft Nummer Vier, und zwar „Crazy Island“ von Schneider, welches die Besucher über 4 Etagen führt. Mit dem großen Wasserparcours, dem integrierten Irrgarten und den verschiedenen Außenbereichen hat diese Belustigungsanlage so einiges zu bieten. Direkt nebenan bewegte sich passenderweise die Kinderschaukel „Bounty“. An der südlichsten Stelle dieser ach so herrlichen Innenstadtkirmes loopte Schäfers „Shake & roll“. Zusammen mit dem davor positionierten Ausschank und der Gute-Laune-Maschine ging es hier ordentlich zur Sache. Ein bisschen versteckt, jedoch durch Banner gut beworben, lockte im Remter des Patroklushauses die Kirmesmodellausstellung von Rainer Scholz, die förmlich überrannt wurde – toll!
Auf dem Petrikirchhof baute erneut ein Doppel. Diesmal waren das Riesenrad „Roue Parisienne“ von Burghard-Kleuser und das Hochfahrgeschäft „Mr. Gravity“ von Oberschelp die Auserwählten. Beide Geschäfte zogen selbstredend völlig unterschiedliches Publikum an, bildeten aber eine harmonische Kombination, die immer wieder fotografiert wurde und auch als Kulisse für wunderbare Fernsehbilder diente. „Kater Carlos Weltreise“ transportierte, zwischen den beiden Großen, Insassen im Vorschulalter.
Über den Marktplatz zum Hansaplatz. Auf dem Parkplatz der Wildemannsgasse hüpfte – wie es die Soester lieben – Scheidachers „Super-Hupferl“. Über Stunden lief die bayerische Gaudimaschine tagtäglich voll besetzt. Wie der Betreiber mit einem Lächeln zu Protokoll gab, lief es 2022 sehr sehr gut. Der grandiose „Jules Verne Tower“ von Goetzke kehrte auf seinen alten Standort zurück und wieder genossen die Soester und ihre Gäste die rasante Aussichtsfahrt auf dem 80 Meter hohen Kettenkarussell. Weiter ging es mit dem antiken Pferdekarussell, dem Kinderscooter „Rallye Master“ und dem Mini-Laufgeschäft „Wild Kids“. Auf dem Parkplatz in der Dominikanerstraße zog Sipkemas „Spuk – Der Geistercoaster“ alle Blicke auf sich. Der riesige feuerspeiende Drachenkopf, die schaurige Geistereule und auch die animierten, düster dreinblickenden Augen waren nur einige der Gruseleffekte, die ihre Wirkung nicht verfehlten. Ein dritter Kinderkettenflieger rotierte am Rande der nächsten Kreuzung. Vor dem Bunker stellten Alt und Jung ihr Geschick auf die Probe, ob sie denn den Überschlag in Marquis’ „Looping the Loop“ schaffen – einigen gelang es. Die Schleife „Highway Rallye“ begrüßte ihre kleinen Fahrgäste.
Zu den spektakulärsten Neuzugängen der vergangenen Allerheiligenkirmes gehörte Ottens „Chaos Pendel“. Schon von Weitem war die 43 Meter hohe Anlage zu sehen, wie sie deutlich über die Dächer der Häuser hinausragte. Der einzigartige Bewegungsablauf und die dazugehörigen Loopings versetzten die Leute ins Staunen. Gegenüber baute ein wahres „Liebhaberkarussell“. Dieser Terminus gilt übrigens für beide Seiten. Seit 48 Jahren ist die „Petersdorfer Schlittenfahrt“ eines der beliebtesten Familienfahrgeschäfte überhaupt und seit nunmehr 14 Jahren hübscht Peter Burgdorf den ohnehin schicken Mack-Klassiker das ein und andere Jahr weiter auf – ein Schmuckstück! Nebenan drehte der „Kindertraum“ für das namensgebende Publikum. Es folgte die wahrscheinlich schnellste Bratpfanne der Welt: „High Impress“. Das Highspeed-Karussell ist ein Paradebeispiel dafür, wie viel Energie die Schaustellerjugend heutzutage hat. Louis Oberschelp verfeinert sein Geschäft ebenfalls permanent, ist omnipräsent in den Medien und ein Meister am Mikrofon.
Die Frage, ob ein Standort auf dem Bahnhofsvorplatz in Soest attraktiv ist, stellt sich seit Langem nicht mehr. Die Attraktionen laufen hier genauso gut, wie an anderen Stellen. Vor allem geht das Konzept des Mixens sehr gut auf: Ein Scooter, ein Rundfahr- und ein Hochgeschäft – das passt!
Diesmal lenkten junge und junggebliebene Fahrer die modernen Autos über die Fahrbahn von Schneiders „Hard Rock Drive“. Nebenan vermittelte die Saisonneuheit „Escape – Flight of Fear“ von Köhrmann durch seine ungewöhnliche Gondelaufhängung ein völlig neues Fahrgefühl. Sowohl durch die verrückte Fahrt als auch durch seine beeindruckende Gesamtoptik punktete das Geschäft bei den Soestern. Den Abschluss machte Küchenmeisters „Konga“. Ursprünglich war hier eine andere XXL-Schaukel vorgesehen, doch musste diese aus Personalgründen kurzfristig absagen – so blieb also auch Soest nicht vor dem wohl aktuell größten Problem in unserer Szene verschont. Ein Kompliment an Sebastian Küchenmeister und seine Crew, wie sie das bereits zum Cranger Weihnachtszauber fertig aufgebaute Geschäft in Herne abbauten und spontan am Montag vor Kirmesstart in Soest wieder aufstellten! Wie das giftgrüne Pendel über den „Escape“ hinwegflog, war ein besonderer Reiz – sowohl für das Schau-Publikum als auch für die Insassen – und erweckte Fantasien, welche Hochfahrgeschäfte man hier künftig vielleicht noch positionieren könnte. Wohl kaum ein Kirmesvolk ist so gespannt wie die Soester, was uns zur nächsten der 685. Allerheiligenkirmes erwartet.
Text und Fotos: Dennis König