„Aqua Magis”

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Prinzipien eines erfolgreichen Freizeitparks und ständige Neuerungen und Erweiterungen im „Aqua Magis“.

Unsere Reise zu Deutschlands Schwimmbad Nummer 1, wenn es um ungewöhnliche Rutschen geht, hat  uns diesmal ins sauerländische Plettenberg geführt. Bereits der Weg war ungewollt abenteuerlich, da die beiden Stürme Ylenia und Zeynep ein Bild der Verwüstung hinterlassen hatten. Zahlreiche Verkehrswege waren wegen entwurzelter Bäume gesperrt und dort, wo man offiziell durch den Wald fahren durfte, verteilten sich mindestens kleines Äste und Laub auf den Straßen. Gelegentlich kamen frustrierte Lkw-Fahrer entgegen, die ihre Route nicht wie gewohnt oder geplant fortsetzen konnten. Umleitungen waren nicht beschildert, sodass uns nichts anderes übrig blieb, als hilfsbereite Ortskundige nach dem Weg zu fragen.

Irgendwann haben wir aber Hinweisschilder erspäht und wussten, dass wir auf dem richtigen Weg waren. Dies war auch sogleich der erste positive Eindruck. Sobald man sich im Radius von zehn Kilometer um das „Aqua Magis“ befindet, wird man durch eine hervorragende Beschilderung zum Ort des Geschehens geleitet. Heil angekommen haben wir uns gleich über ausreichend sehr nah gelegene Parkplätze gefreut. Die kaum zu übersehenden Worte „Herzlich Willkommen“ am Eingang sind keine leeren Worthülsen, sondern werden mit Leben gefüllt. Eine freundliche Empfangsdame hat  auf die üblichen Coronaregeln hingewiesen und uns unseren Gesprächspartner vor gestellt.

Kai Eckes zählt zur Stammcrew der Ausnahmewasserwelt. Von Anfang an, also bereits seit 19 Jahren, arbeitet er im und für das „Aqua Magis“. Im Talk berichtet er leidenschaftlich, dass er jede Neuerung, jede Renovierung, jede Erweiterung live miterlebt hat. Er erinnert sich an das Jahr 2003 zurück, als hier im „Aqua Magis“ die beiden bisherigen Sportbäder Plettenbergs zusammengelegt wurden und, um die Attraktivität zu steigern, zwei Rutschen und eine Saunalandschaft integriert wurden. Die ersten beiden Vergnügungsstationen waren die „Rafting Slide“ mit 121,80 Metern und die „Black Hole“ mit 123,20 Metern Länge. Letztere wurde bereits mit einigen spannenden, sich von der Masse abhebenden Lichteffekten ausgestattet. Nach und nach kamen mehr Rutschen hinzu.

Die absolute Neuheit in unserem Lande war der „Looping“ im Jahre 2008. Nie zuvor hatte es eine Loopingfahrt in einer Wasserrutsche gegeben. Diese Attraktion ist wohl bis heute das Erlebnis mit dem höchsten Thrillfaktor. Begibt man sich im Rutschenturm ganz nach oben, ist vor dem eigentlichen Zugang noch ein Drehkreuz angebracht, auf das man es sich noch ein letztes Mal überlegen kann, ob man sich diesem Erlebnis wirklich und wahrhaftig aussetzen möchte. Passiert man dieses Tor, muss man sich an einer waagerechten Stange festhalten und sich anschließend in die Tiefe stürzen. Hier geht es rund zehn Meter senkrecht in die Tiefe, bevor man in den Looping katapultiert wird. Durch das wahnwitzige Tempo erfährt man eine Nasenspülung gratis.

„Aqua Magis“ entwickelte sich kontinuierlich weiter. So wurde das Freibad in ein Panoramabad umfunktioniert, so dass man die Gäste ganzjährig begrüßen konnte. Zusätzlich wurde ein großer Kinderbereich geschaffen, wodurch das Bad seine Familienfreundlichkeit unterstrich.

Im Jahr 2012 kamen gleich drei neue Rutschen hinzu. Mit 126 Metern Streckenlänge zählt „Captain’s Canyon“ bis heute zu den längsten Rutschen des Hauses. Auf der „Triple Slide“ können sich die Kleinen in drei verschiedenen Formen nebeneinander erproben. Ein Adrenalinerlebnis der besonderen Art bietet der „Green Kick“. Hier stellt man sich in einen sehr kleinen von durchsichtigen Wänden umgeben Raum, betätigt einen Knopf, die Zugangstür schließt sich und plötzlich klappt der Boden weg. Freier Fall, anschließend eine 16-prozentige Neigung und eine lang gezogene Steilkurve – dann ist schon alles vorbei, aber der Kick wirkt noch minutenlang nach.

2014 dann schon das nächste Novum. Der Name „Pink Jump“ lässt erahnen, um welchen Rutschentyp es sich handelt. Nimmt man in dieser Rutsche Platz, geht es in ordentlicher Geschwindigkeit und einem nicht zu unterschätzenden Gefälle gerade aus und plötzlich endet die Rutsche in der Luft. Das Ergebnis: man fliegt meterweit oberhalb des Schwimmerbeckens und taucht dann mit einem Riesenplatsch ins kühle Nass.

Nur ein Jahr später gab es wieder eine Weltneuheit; Besser gesagt: zwei Weltneuheiten, denn mit dem „Sauerland Surfer“ und dem „Crazy Surfer“ wurden zwei Stand-up-Slides eröffnet, die es so zuvor noch nicht gegeben hat. Eine Rutsche im Stehen zu fahren ist schon sehr gewöhnungsbedürftig. Doch besonders die Jugend ist von den beiden Anlagen, von denen sich der „Crazy Surfer“ gar an der frischen Luft befindet, völlig begeistert.

Die bis heute in Sachen Streckenlänge unerreichte Rutsche folgte 2018. Im „Formel 3 Racer“ kann man rasante Wettrennen mit Freunden, Verwandten und Bekannten auf einer kurvenreichen Rennstrecke erleben. Im selben Jahr eröffnete zudem die „2 Fake Illusion“. Hierbei handelt es sich um eine 116 Meter lange mit moderner LED-Technik illuminierte Röhrenrutsche, bei der der Fahrgast zwischen zwei Erlebnissen wählen kann. Entweder man wird mit Discoklängen beschallt, oder man vernimmt Tiergeräusche und fühlt sich wie im Dschungel. Aller guten Dinge sind bekanntlich drei. So startete man überdies noch mit einer weiteren Weltneuheit. „Storm Force 1“ nennt sich die erste Windkanalrutsche dieses Planeten. Die Fahrt muss man sich wie folgt vorstellen: Man schnallt einen riesigen runden Schild auf den Rücken, nimmt Platz und wird durch kräftige Windstöße nach vorn bewegt. Je länger man die Position im 90-Grad-Winkel halten kann, desto schneller wird die Fahrt. Ein irrsinniger Fahrspaß.

Bei so vielen Unikaten und wirklichen Besonderheiten stellt man sich unweigerlich die Frage, woher dieses Bestreben nach diesen einzigartigen Rutschen kommt. Die Macher des „Aqua Magis“ denken wie Betreiber von namhaften Freizeitparks. Man möchte stets attraktiv bleiben, neue Besucher locken, in aller Munde bleiben und neue Besuchergruppen für sich gewinnen. Was innovative Rutschsysteme angeht, befindet man sich auf dem Podium in der Mitte – und dort ist man bestrebt zu verweilen. Spätestens alle zwei Jahre möchte man dem Publikum etwas Neues bieten, ganz so, wie man es von vielen Freizeitparks her ebenfalls kennt. Um dieses Vorhaben auch in Zukunft gewährleisten zu können, ist man mit dem schweizer Hersteller Klarer, von dem auch die bereits vorhandenen Rutschen stammen,  einen Exklusivvertrag eingegangen. Wir dürfen uns also auch in Zukunft noch auf etliche Innovationen freuen!

Außer den vielen verschiedenen Rutschen gibt es noch mehr im „Aqua Magis“ zu entdecken. Zwei Restaurants bieten von einfachen Snacks bis zum Speisen à la carte alles, was das Herz begehrt. Wer sich sportlich betätigen möchte, kann das integrierte Fitnessstudio nutzen, oder wer entspannen und chillen möchte, wird in der Textil-Saunenlandschaft oder in den FKK-Saunen und im Relax-Garten ebenfalls fündig. Das Hauptaugenmerk jedoch wird ganz klar auf Spaß und Action gelegt.

Ein solch großes Wasserparadies, das jedoch alles andere als zentral gelegen ist, muss beworben werden – und das nicht zu wenig. Man wirbt auf Facebook, auf der Homepage, News werden im Internet gepostet, sowohl in regionalen als auch in überregionalen Blättern wird geworben und berichtet und nicht zuletzt auch Youtuber sind großartige Werbeträger des „Aqua Magis“. Durch diese vielen Videos im World-Wide-Web reisen viele Niederländer regelmäßig nach Plettenberg. Aus dem Ruhrgebiet werden ebenfalls viele Stammgäste regelmäßig begrüßt. Insgesamt darf sich das Erlebnisbad über ein überdurchschnittlich großes Einzugsgebiet freuen.

Jetzt, wenn die Pandemie hoffentlich bald als beendet erklärt wird, blickt man erleichtert nach vorn. Je länger die Coronamaßnahmen andauerten, desto unruhiger werden die Gäste und drängten auf Normalität. Den Mitarbeitern jedoch waren die Hände gebunden. Überall gab es Einschränkungen, die immer wieder erklärt werden mussten – das kostete Nerven! Für ein halbes Jahr musste gar gänzlich geschlossen werden. Jetzt läuft es wieder richtig gut und die starken Besucherströme an den Wochenenden lassen hoffen, dass das Niveau von vor der Pandemie wieder erreicht, womöglich gar übertroffen werden kann.

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