Interview mit Inge Bruch

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Auf ein Wort … Inge Bruch

 

Interview unseres Mitarbeiters Rainer Schulz mit dem Düsseldorfer Schausteller-Urgestein
 

Beim Bummel durch die Düsseldorfer Altstadt stand sie plötzlich vor unserem Mitarbeiter Rainer Schulz: die energiegeladene Achterbahn-Königin Inge Bruch – wie immer mit einem Lächeln, den wachen blauen Augen und natürlich einem flotten Spruch auf den Lippen. Eine gute Basis, um mit dieser gestandenen Unternehmerin bei einer Tasse Kaffee über die vergangenen fast zwei Jahre des Stillstandes im Schaustellergewerbe zu plaudern.

Inge Bruch

Frau Bruch eine Frage vorweg: „Wie geht es Ihnen persönlich?“
Mir persönlich geht es eigentlich super, – ich muss allerdings noch etwas mit meinen Kräften haushalten, da meine Hüften nicht mehr so wollten und ich mit demzufolge einem Eingriff unterziehen musste. Aber es wird von Tag zu Tag besser.

Und wie haben Sie aus geschäftlicher Sicht die letzten fast zwei Jahre erlebt?
Natürlich ging es uns nicht viel anders als den vielen Kollegen und Kolleginnen weit und breit. Kurz und gut: Auch mir ist die Decke auf den Kopf gefallen. Das Nicht-Herausfahren-Können hat schon sehr weh getan und hat uns dabei viel Geld gekostet. Immerhin ist unser Achterbahn-Betrieb mit voller Besatzung im Büro und in den Hallen weitergelaufen, ohne dass wir wesentliche Einnahmen hätten realisieren können.

Wie war das denn wirtschaftlich überhaupt zu verkraften für Sie und ihre Tochter?
Wie alle anderen Schaustellerunternehmen haben selbstverständlich auch wir die Mittel der öffentlichen Hand dankend angenommen. Darüber hinaus mussten wir aber auch unsere Reserven aus den guten Jahren angreifen, denn immerhin haben wir Monat für Monat für die Gehälter und Löhne unserer rund 20 Mitarbeiter aufzukommen. Gott sei Dank ist bei uns – und da schließe ich dankbar meinen verstorbenen Mann ein – immer gut gewirtschaftet worden, sodass der Betrieb bislang keinen großen Schaden genommen hat.

Ist die Alpina-Bahn das Aushängeschild Ihrer Firma, also überhaupt nicht im Einsatz gewesen?
Im Grunde genommen hat die Bahn komplett stillgelegen, mit Ausnahme während des „Düsselland“-Pop-up-Parks auf dem Messegelände, wo sie aufgebaut war. Eine von meinem Sohn hervorragend organisierte und beworbene Veranstaltung, die jedoch letztlich nicht den erhofften Erfolg brachte. An sonstigen Veranstaltungen haben wir bei der Größe unserer Bahn schon aus rein wirtschaftlichen Erwägungen nicht teilnehmen können. Damit ich es nicht vergesse: Ein Highlight gab es für uns dennoch im „Düsselland“. Das waren die Jungfernfahrten unserer ersten beiden brandneuen Züge, die von Gerstlauer/München fristgerecht ausgeliefert worden sind und ihre Feuerprobe prächtig bestanden haben.

Sie haben also, wie der Wirtschaftsfachmann sagt, „antizyklisch“ investiert?
Ja, das stimmt wohl, wenngleich die Züge schon vor der Pandemie geordert worden sind. Aber da waren die Zeiten für unser Gewerbe ja auch nicht gerade rosig. Dennoch haben wir an eine Stornierung des Auftrages nie gedacht, sondern so konsequent gehandelt, wie mein Mann Oscar das auch getan hätte. Er hielt es immer mit dem Sprichwort: Wenn man zur Quelle will, muss man gegen den Strom schwimmen.

Sie haben also auf das Prinzip Hoffnung und somit auf die Zukunft gesetzt?
Das kann man wohl sagen. Immerhin sind meine Tochter Angela, die die Alpina-Bahn leitet und ich ja vor wenigen Wochen für unseren Mut, in diese Zeiten über 2,5 Millionen Euro in die Hand zu nehmen um die herausragende Stellung unserer Bahn weiterhin zu behaupten, auch belohnt worden.

Wie das?
Die Stadt Luxemburg hat kurzfristig ein äußerst ambitioniertes Programm unter anderem als Ersatz für die „Schobermesse“ aus dem Hut gezaubert, dessen zentraler Baustein „Fun um Glacis“ war, wofür wir uns mit der Alpina-Bahn beworben haben und den Zuschlag bekamen. Die Rahmenbedingungen dieses vom städtischen Fachbereichsleiter Laurenc Schwaller konzipierten Volksfestes waren bestens, sodass wir uns mit weiteren renommierten Schaustellerbetrieben glücklich schätzen durften, bei „Fun um Glacis“ dabei zu sein. Bei optimaler Minimierung der Kosten haben wir, das darf ich mit Fug und Recht sagen, in unserem Nachbarland ein gutes Geschäft machen können, für das wir den dortigen Verantwortlichen außerordentlich dankbar sind. In Luxemburg hat man die Tradition der „Schobermesse“ einfach höher bewertet als die Kosten und uns Schausteller ohne großes Brimborium von den sonst üblichen Belastungen inklusive der Transportkosten freigestellt. Luxemburg hat ein großes Herz für unsere gebeutelte Branche gezeigt.

Was war denn für Sie das Besondere an Luxemburg?
Mal abgesehen von der finanziellen Seite, war Luxemburg auch so etwas wie eine Art Messe für attraktive Schaustellergeschäfte. Man sah hier die Vertreter vieler Hersteller, aber auch die von Veranstaltern aller größeren Volksfeste, die sich dieses wohl einmalige Spektakel nicht entgehen lassen wollten. Wir selbst stellten im Beisein zahlreicher Fachleute unsere beiden neuen Züge III und IV in Dienst, die vom Fachpublikum ob ihrer Eleganz bewundert und hoch gelobt wurden. Der optische Eindruck der nun vier nagelneuen Züge wurde noch deutlich verstärkt durch die lichttechnische Optimierung der Reckmänner aus Oberhausen, für deren Firma mein Mann in den Anfängen ja so etwas wie der Mentor gewesen ist. Meine Tochter und ich waren schon sehr stolz über die große Resonanz, die unsere Investition in die Zukunft der Alpina-Bahn hervorgerufen hat.

Natürlich haben wir in diesem Zusammenhang auch den uneingeschränkten Segen des TÜV München für unsere Bahn, die neuen Züge und die technischen Verbesserungen erhalten. Ebenso waren die Geschäftsleitungen von Gerstlauer/München und Reckmann/Oberhausen vor Ort, denen ich von hier aus noch einmal für ihre exzellente Arbeit danken möchte. Wenn ich schon dabei bin: die Arbeit von Laurenc Schwaller, dem Fachbereichsleiter der Stadt Luxemburg für Großveranstaltungen und seinem engsten Mitarbeiter, Dave Schroeder, kann nicht hoch genug gelobt werden. Die großartige Idee „Fun um Glacis“ hat unser aller Dank und Anerkennung verdient.

Und wie sehen Sie ihre Zukunft, Frau Bruch?
Trotz meines Alters werde ich sicher nicht die Hände in den Schoß legen, sondern meiner Tochter Angela und unserer Firma weiterhin tatkräftig zur Seite stehen, solange mich der liebe auch Gott lässt – das alles in der Hoffnung auf eine gute Perspektive für unser Gewerbe und unseren guten Namen.

Der KOMET dankt Ihnen für dieses sehr positive Gespräch und wünscht Ihnen persönlich alles Gute, sowie dem Schaustellerunternehmen Oscar Bruch eine weiterhin erfolgreiche Reise.

Text und Fotos: Rainer Schulz

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