Neuheitenüberblick Teil 1
Über die Coronavirus-Erkrankung Covid-19 wird kaum noch gesprochen. Welche Auswirkungen der Krieg in der Ukraine und andere Krisen auf unsere Volksfeste haben, ist allerdings noch nicht final abzusehen. Fakt ist, dass es immer noch etliche Probleme bei Zulieferungsfirmen gibt, dass es eher mehr als weniger Personalprobleme gibt und dass die Inflation und überall steigende Kosten sich am Ende auch auf den Jahrmärkten bemerkbar machen werden. Dass auf einem Preisschild an einem Autoscooter schon die Ziffer „4“ zu lesen war und an einem fast 40 Jahre alten Rundfahrgeschäft gar fünf Euro für eine Fahrt verlangt wurden, bereitet jedoch Sorgen. Kann man dann noch von familienfreundlichen Fahrpreisen sprechen? Verschreckt das nicht das Publikum und ist das nicht das gefundene Fressen für die Art Medien, die sowieso immer wieder nach Storys suchen, das Produkt „Kirmes“ schlecht dastehen zu lassen? Bei der Recherche zu unserem alljährlichen Neuheitenüberblick erfuhren wir, dass das ein oder andere Schaustellerunternehmen gern in ein neues Fahrgeschäft investiert hätte, jedoch entweder der Markt nichts Spannendes hergäbe, Attraktionen, die vor Corona (um ein Beispiel zu nennen) 600.000 Euro gekostet hätten, nun aber für dasselbe Produkt 900.000 Euro aufgerufen werden oder Hersteller, so man heute bestellen würde, erst in drei Jahren liefern könnten. Wer eine gebrauchte Anlage aus dem Ausland nach Deutschland bringen wollen würde, dem würden unheimlich viele Steine in den Weg gelegt werden, da oftmals die hiesigen Richtlinien nicht mit denen anderen Staaten übereinstimmen. Ein Haufen Probleme, die man auf den hiesigen Volksfesten spüren wird.
Weniger nachdenklich, dafür aber optimistisch, stimmt eine andere Tatsache: Nahezu ausnahmslos alle Veranstaltungen, die in den vergangenen drei Jahren ausfallen mussten, wird es (und hat es) 2023 wieder (ge-)geben – und es wird viele Neuerungen zu entdecken geben!
Der Zuwachs an Riesenrädern bricht noch nicht ab. Gleich vier Schaustellerunternehmen präsentieren in diesem Jahr neue Schaukelanlagen, die wir im zweiten Teil in der nächsten Ausgabe vorstellen werden. Sehr viel passiert in der Gruselsparte. Zwei fabrikneue Booster Maxx-Anlagen werden auf die Reise gehen. Und eines lässt sich de facto sagen: Die allermeisten Schausteller haben in diesem Winter sehr viel Arbeit, Geld und Fleiß in ihre teilweise neu erstandenen Anlagen gesteckt. Erfahren Sie die allerneuesten News der Kirmesszene – schmökern Sie in aller Ruhe, was es für Änderungen in unserer Sparte gibt. Lesen und genießen Sie den Neuheitenüberblick 2023.
Riesenräder
Joep Hoefnagels hat in den vergangenen Jahren immer wieder Großanlagen auf die Reise gebracht. Nach etlichen Thrillrides wird es nun zwar etwas gemäßigter, jedoch nicht weniger imposant. Fast 50 Meter misst das neue „Bella Vista“ getaufte Rad, das mit 36 halbgeschlossenen Gondeln aufwarten wird. 24 m auf 18 m betragen die Grundmaße und die Gesamthöhe wird mit fast 50 Metern angegeben. Die Premiere findet im belgischen Mons Ende März statt.
Das Riesenrad der Scheidacher-Kaiser GbR feierte seine Premiere bereits auf dem Landshuter Christkindlmarkt. Beachtliche 38 Meter misst die Mondial-Anlage in der Höhe. Die Grundmaße betragen 20 auf 14 Meter. Besonders edel wirken die 360-Grad-Panorama-Glasgondeln, die herrliche Aussichten offerieren. In diesem Jahr ist eine komplette Tour durch ganz Deutschland geplant.
Die Gebrüder Langhoff haben das Riesenrad „Around the World“ von H.P. Maier aus der Schweiz übernommen. Die Premiere ist in Neuenrade auf Gertrüdchen geplant. Kompakte Maße von 11 x 7 Metern plus Kasse ermöglichen auch Gastspiele auf beengten Platzverhältnissen. Auf diese Weise können Veranstaltungen, die bislang nie genügend Stellfläche für ein Riesenrad hatten, nun ein solches Präsentieren. Der Raddurchmesser misst 22 Meter, die Gesamthöhe wird mit 24 Metern angegeben. Bald soll das Rad neu thematisiert und auch umbenannt werden.
Familie Gormann bekommt im Laufe der Saison ein drittes „Riesenrad“ dazu. Hersteller wird die Firma Mondial werden. Das Riesenrad soll eine Höhe von 35 Metern bekommen und dabei 24 drehende und offene Gondeln besitzen. Etwas Besonderes soll die beidseitige LED-Beleuchtung und der barrierefreie Zugang werden. Passend zu den anderen Rädern, wird das neue Rad in den Farben Blau und Weiß erstrahlen.
Eines der schönsten Wortspiele aller Zeiten hat sich Familie Glöss aus Leer einfallen lassen. Ihr 33 Meter hohes Lamberink-Rad wurde „Nordern Eye“ welches somit gleichzeitig eine Anspielung auf die meistbesuchte Touristenattraktion in der englischen Hauptstadt als auch auf den Ausblick im Norden und auf die beliebte Ferieninsel ist.
Das (noch) namenlose Riesenrad von Johan Hinzen steht beim Hersteller Lamberink in den Startlöchern. Das neutral in Weiß gehaltene Rad ist mit völlig neuartigen geschlossenen, sechs Personen fassenden Gondeln ausgestattet und wird nach aktuellem Stand in diesem Frühjahr seine Premiere feiern. Die Maße betragen 21 x 17 x 33 Meter.
Turmgeschäfte
Einen fabrikneuen Flieger bringt Dennis Krause aus Bielefeld auf die Reise. „Big Ben Tower“ nennt sich das von AK Rides konstruierte 40 Meter hohe Geschäft. Die Premiere ist Anfang Juni in Hessen vorgesehen. Im Gegensatz zu allen anderen Fliegern dieser Größenordnung wird der Mast beige und nicht weiß lackiert, zum Thema passend werden die Zäune lackiert und nicht verchromt, eine große Kasse mit aufklappbarer Front, die einem Doppeldeckerbus gleicht. Dieser wird mit Displays ausgestattet, auf denen Schriftzüge von den jeweiligen Gastspielen angezeigt werden können. Plastische Dekoelemente wie z. B. Straßenlaternen nach Londoner Art.
„Big Ben Tower”
Der Spinning Drop Tower „Fortress Tower“ von Alexander Goetzke präsentierte auf dem Bad Dürkheimer Wurstmarkt erstmalig die angekündigte dreidimensionale Rückwand. Das Burg-Thema ist extrem aufwendig umgesetzt worden und zeigt Bögen, Fensterbänke, Zinnen, Türme, abschreckende dämonische Figuren und einen überdimensionalen Totenschädel. Pünktlich zum Osterwochenende wird der Tower erneut eine der Hauptattraktionen im hauseigenen Eifelpark darstellen. Bis dahin wird er auf dem Münsteraner Send und auf der Recklinghauser Palmkirmes für Furore sorgen.
Der „Skyfall“ von Goetzke wurde in den letzten Monaten ebenfalls ordentlich aufgewertet. Hier wurde bereits im letzten Jahr viel in neue Beleuchtung gesteckt. Auch die Rückwand ist nun klappbar und spart beim Aufbau einige Zeit.
Auch am 80 Meter hohen Riesenkettenflieger „Around the World XXL“ von Jean van der Beek tut sich einiges. Hier wurde der komplette Turm neu lackiert und auch die Beleuchtung überarbeitet. Zusätzlich bekommt das Podium neue Scheinwerfer für eine noch bessere Ausleuchtung beim Ein- und Ausstieg der Fahrgäste. Die erste Station 2023 ist der Altstadtfrühling in Erfurt.
„Around the World XXL”
Der wohl bislang aufwendigste 80-Meter-Kettenflieger „Aeronaut“ ist von Marcel de Voer übernommen worden. Die Übergabe erfolgte auf der Bocholter Kirmes, woraufhin die Anlage ihr äußerst erfolgreiches Debüt im Londoner Winter Wonderland feierte. Am vergangenen Samstag startete das schmucke Karussell bereits in Prag auf der Matejká Pout in Prag in die Saison 2023.
Bruder Danile de Voer hat indes den 55 Meter hohen Flieger „Around the World XL“ übernommen und stattet das Fluggeschäft aktuell mit einer neuen Thematisierung aus. Doppeldecker, Zeppeline und historische Stadtbilder werden das Karussell fortan prägen und noch einmal deutlich aufwerten.
Mit einer innovativen Lichttechnik ist Nülkens Riesenflieger „Skydance“ ausgestattet worden. Der Farbwechsel geschieht überdurchschnittlich harmonisch und deckt das gesamte Spektrum der Farbenwelt ab. Wie gewohnt startet der „Skydance“ auf dem Hamburger FrühlingsDOM in die Saison, wo erstmalig die neue Illumination erlebt werden kann.
Erik Lanser steigt ins Turmgeschäft ein. Der Stuttgarter Schausteller hat den bislang in Norwegen reisenden „Sky Swing“ übernommen. Die von KMG entwickelte und 40 Meter hohe Anlage wird aktuell durch den Mediengestalter Jörg Henke völlig neu thematisiert. Au contraire zu allen anderen hierzulande reisenden Riesenfliegern dreht sich bei dieser Anlage nicht der Karussellkranz um den Mast, sondern der Mast selbst. Die Grundfläche des Geschäftes wird mit 19 Metern im Durchmesser angegeben.
Ganze 21 Jahre war Familie Zarnikau mit ihrer schönen „Montgolfiere“ in Deutschland unterwegs. Im Jahre 2022 wurde die Ballonfahrt allerdings von der Firma Goetzke aus München übernommen.
Text und Fotos: Dennis König und Jonas Paschenda
Erfahren Sie mehr über die Neuheiten
für die Saison 2023 im aktuellen KOMET.
Ab sofort auch online:
DER KOMET 5779 mit Neuheitenübersicht