In Werne beginnt die Kirmes immer im Stadion
51. Otto-Wendler-Fußballspiel
Erinnerungen an Initiator und Organisator Rainer Schulz
Mit 6:3 haben die Werner „All Stars“ die Schausteller abgefertigt. War im letzten Jahr auch nicht anders. Bedröppelt vom Platz gegangen sind die Schausteller trotzdem nicht am 25. Oktober: Es war ein Freundschaftsspiel. Ein Benefizspiel. Seit 1973 treten die Schausteller beim „Otto-Wendler-Fußballspiel“ gegen Werner Jungs an. Das längst von Hunderten Zuschauern mit frenetischen Anfeuerungsrufen begleitete Spiel ist zur inoffiziellen Eröffnung der Kirmes geworden: freitags Fußball, samstags wird die Kirmesfahne gehisst und ab dann beginnen die tollen Tage für alle Fans von „SimJü“, wie der Simon-Juda-Markt allgemein heißt.
„SimJü is un bliw SimJü“, so steht es auf den Kunststoffherzen, die als Pins das Motto für diese Kirmes vorgegeben haben. Es stammt von einem, der allen fehlt: Allen voran seiner Witwe Kirsten, seiner Tochter Helle Juhl Eggersmann, den Schaustellern und den Kirmesfans in Werne. Und allen beim „Komet“: Rainer Schulz ist mit 79 Jahren im letzten Jahr verstorben, am 6. Dezember, nicht lange nach SimJü und dem 50., dem Jubiläumsfußballspiel zur Eröffnung. Dem Fußballspiel, das er ins Leben rief und organisierte.
Die Kirmes in Werne kannte wohl niemand so gut wie Rainer Schulz. Als „Mister SimJü“ haben sie ihn gewürdigt. Er gehöre zur DNA von Werne, so stand es in der Zeitung, so steht es im Internet. „Wo ist Rainer“? Das haben sie in diesem Jahr auf großen Bannern gefragt: Wernes Stadtgrafikerin Alexandra Auschrat hat Rainer Schulz gezeichnet und fürs Werne-Marketing unsterblich gemacht. Als sympathische Karikatur grüßte er mitten im Kirmesgetümmel. Wer die Banner mit Rainer Schulz drauf fand, durfte sich freuen: Es gab was zu gewinnen.
Kaiserwetter zum Fußballspiel
Dass Rainer Schulz zur DNA von Werne gehört, zur DNA von SimJü, das haben sie auch beim Fußballspiel alle unterstrichen. Für die Schausteller sagte deren Sprecher Patrick Arens: „Er fehlt uns. Das von ihm 1973 aus der Taufe gehobene Fußballspiel hat viel mehr aus der Kirmes gemacht. Der Kontakt zwischen Schaustellern und der Gesellschaft in Werne ist einmalig. Das ist das Verdienst von Rainer Schulz. Wir werden uns bemühen, dass sein Andenken weitergeht.“ Wernes Bürgermeister Lothar Christ meinte: „Das Fußballspiel ist der sichtbare Beweis der Freundschaft.“ Das absolute „Kaiserwetter“ Ende Oktober war es wohl auch. „Das Kaiserwetter hat uns mein Vater von oben geschickt“, sagte Helle Juhl Eggersmann, die das Fußballspiel weiter organisieren will — und alle haben applaudiert.
Rainer Schulz wollte nicht nur Schausteller und Werner Verwaltung und überhaupt alle Fußball- und Kirmesfans zusammenbringen — was ihm auch nachhaltig gelungen ist, wie alle loben. Das Spiel sollte auch Gutes tun. „Die Gesamtspendensumme aus allen Jahren schrammte mit 99.250 Euro nur knapp an der magischen Grenze von 100.000 Euro vorbei“, so schreibt es Gaby Brüggemann für das Magazin „WernePlus“. In diesem Jahr ist mit 7.400 Euro Reinerlös ein neuer Rekord geglückt, schreibt sie weiter. Das Geld ist nach ihren Angaben bereits wieder verteilt: Je 2.000 Euro erhielten Harald Weber, Guardian des Kapuzinerklosters Werne, die Gruppe „Alle gemeinsam…“ sowie die Hospizgruppe Werne. Gefördert werden so die Neugestaltung des Klostervorplatzes, ehrenamtliche Trauerarbeit und Weihnachtsfeiern für Alleinstehende und Suppenküchen.
Text und Fotos: Thomas Brüggestraße
Nebenstehender QR-Code kann mit der Handy-App abgescannt werden und führt zum Youtube-Video „Im Kirmesstübchen“ mit Kirsten Schulz. Sie erzählt von ihrem verstorbenen Mann, seiner großen Liebe zur Kirmes, und wie sie selbst zum großen SimJü-Fan wurde, die Schaustellerwelt kennen und lieben lernte. Das Schlusswort hat Rainer Schulz persönlich. (Dauer: 7:45 Minuten)
oder Link anklicken: Im KIRMESSTÜBCHEN mit Kirsten Schulz