“Komet-Mitarbeiterin: Die Schaustellerwelt mit anderen Augen erleben.
Mara Holland-Moritz, Repräsentantin des Komets, kommt ins Schwitzen. Sie arbeitet am Luftballonstand von Sylvia Kunstmann im “NürnBärLand”, dem temporären Freizeitpark in der Frankenmetropole. Kunden beraten, Luftballonmotive zeigen, das ausgewählte Exemplar aus dem bunten Strauß herausfischen, sicher an der Kinderhand oder am Buggy befestigen und kassieren sowie noch viel Spaß auf dem Festplatz wünschen. Es ist Hochbetrieb und die Kunden stehen Schlange. „Kein leichter Job, alles im Auge zu behalten und die Kinderwünsche zu erfüllen. Aber die leuchtenden Augen geben ein wunderbares Gefühl“, so ihre Bilanz nach den ersten Stunden.
Sie hat ihren Bürojobin ihrem Homeoffice in der Nähe des Edersees (Nordhessen) für einige Tage verlassen und taucht in das Schaustellerleben ein. „Den Blick hinter die Kulissen zu werfen, an vorderster Front mit dabei zu sein, halte ich für ganz wichtig. Der Komet will ja schließlich seine Kunden bestmöglichst verstehen. Theorie ist gut aber die Praxis ist besser“, so ihr Credo. Natürlich wird sie auch von vielen Beschickern auf das Zukunftsthema „Jahrmarktheld“ angesprochen, das Besucher, Schausteller und Veranstalter zusammenbringt. Hier dominieren die Fragen nach dem Handling, dem Anmeldeprozess und den Kosten. Ein großer Bauzaunbanner, der für das Thema wirbt, hat die Schausteller neugierig gemacht und über Mundpropaganda kursieren schon viele Informationen. Mara erklärt die Grundidee, schildert die Vorteile und räumt auch Missverständnisse aus. Sie reagiert auf den kritischen Blick ihrer Chefin, wenn sie mal wieder im Erklär-Modus ist, wenn Kunden warten und einen Luftballon kaufen wollen. „Die Kinder wissen ganz genau,welchen Luftballon sie wollen da nützen alle Überzeugungsversuche der Erwachsenen nichts, sie zu einem anderen Motiv zu überreden“, ergänzt Mara.
Seit meiner Jugend kenne ich Dennis König aus der Redaktion – den rasenden Reporter. Wir haben uns dann leider aus den Augen verloren und bei einer Geburtstagsparty viele Jahre später zufällig wieder getroffen. Kirmes und Jahrmärkte haben mich schon immer fasziniert und im gemeinsamen Gespräch war dann schnell die Idee geboren, Dennis ab und an bei seinen Touren zu begleiten. Die Menschen, die ich dort persönlich kennenlernen durfte, haben mich tief beeindruckt und ich überlegte, auf welche Weise ich Ihnen in einer solch schwierigen Zeit meine Wertschätzung entgegenbringen kann. So war es eigentlich nur eine rhetorische Frage von Dennis, ob ich nicht Lust hätte, selbst zur Feder zu greifen und das Team zu verstärken. Hätte mir früher jemand gesagt, dass ich einmal für die Schausteller-Fachzeitung Komet arbeiten würde, hätte ich das nicht geglaubt. Heute bin ich dankbar dafür, diesen Weg eingeschlagen zu haben“, erzählt Mara. Bei der Frage, wie sie bei Sylvia Kunstmann gelandet ist, muss sie schmunzeln. „Dennis und ich waren mit dem Auto auf dem Weg von Nord nach Süd, konkret von Nordrhein-Westfalen nach München. Da lag Möhrendorf bei Erlangen auf dem Weg und ich hatte die Idee, die Beschicker eines kleinen Kinderspielfestes mit einem Besuch zu überraschen. Dort lernte ich Sylvia kennen, die uns herzlich am Eingang begrüßte.
Bei einem späteren Telefonat kam das Angebot von ihr, doch einfach mal, wenn die Feste wieder laufen, mitzuarbeiten damit ich einen Einblick in das wahre Schaustellerleben bekomme. So bin ich jetzt in Nürnberg gelandet“, fasst Mara die Geschichte mit einem gewinnbringenden Lächeln zusammen. Ich bin eine „Perspektiven-Schubserin”
Mara Holland-Moritz kommt aus Nordhessen und hat rund 20 Jahre lang in der kommunalen Verwaltung gearbeitet, davon sechs Jahre als Sachgebietsleiterin der Zentralregistratur. „Schon damals sind mir die Bewerbungsunterlagen der Schausteller aufgefallen, die über meinen Tisch liefen und mich neugierig gemacht haben“, erinnert sie sich. Nebenbei absolvierte sie mehrere Ausbildungen in dem Themengebiet der Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung. Es folgte eine selbstständige Tätigkeit als Trainerin, Beraterin und Coach mit dem Schwerpunkt der Stressprävention. Durch ihren Kontakt zur Schaustellerbranche in einem Jahr, in dem keine Volksfeste stattfinden durften, ist ihr deutlich bewusst geworden, wie wichtig diese für die psychische Gesundheit der Bevölkerung sind. Ihre Berufung, Menschen mental zu stärken und Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen, war somit gleichzeitig ihre Motivation dafür, strahlende Kinderaugen und glückliche Eltern mit einem Ballon als Zeichen der Leichtigkeit und Lebensfreude auf ihren weiteren Weg über das “NürnBärLand” zu schicken.
Text und Fotos: Helmut Bresler